Wolfgang Kober, 1975 in der Oststeiermark geboren, arbeitet in den Medien Bildhauerei, Malerei und Grafik.
Wolfgang Kober, 1975 in der Oststeiermark geboren, arbeitet in den Medien Bildhauerei, Malerei und Grafik.
Ausbildung zum Bildhauer an der Ortweinschule Graz. Studium der Landwirtschaft in Wien.
2006 erste Bronzearbeiten. Ab 2007 Ausstellungsbeteiligungen und Auftragsarbeiten. Seit 2020 freischaffender Bildhauer.
MODELLIEREN BILDET DEN SCHWERPUNKT MEINER KÜNSTLERISCHEN TÄTIGKEIT. AUFBAUEN, ABÄNDERN, GESTALTEN, DIE FORM VON INNEN NACH AUSSEN KONKRETISIEREN.
DIE MODELLIERTE ARBEIT SCHLUSSENDLICH IST NICHT NUR VORSTUFE FÜR DEN BRONZEGUSS, SONDERN AUCH EIGENSTÄNDIGES WERK.
Der Stier als Urbild von Kraft und Stärke. Imposante Anmut, erhabene Schönheit, Kultobjekt seit Menschengedenken. Woher kommt meine Faszination an diesem Tier? Vielleicht, weil meine Vorfahren über 400 Jahre lang Rinder züchteten? Seit frühester Kindheit beschäftigt mich der Stier. Ich erinnere mich, wie ich als fünf- oder sechsjähriger Bub blauen Lehm, welchen ich am Feldrand ausgrub, in den Stall schleppte, um die Stiere meines Großvaters zu modellieren. Hernach wollte ich die getrockneten Figuren im Küchenofen brennen, was natürlich misslang. Als es mir nicht mehr erlaubt wurde, mich den ganzen Tag im Stall aufzuhalten, begann ich, die Tiere aus dem Gedächtnis zu zeichnen und zu modellieren. Das ist mir bis heute geblieben. Das Arbeiten aus dem Gedächtnis zwingt zu noch genauerem Hinschauen und man wird nicht von Äußerlichkeiten abgelenkt. An der Ortweinschule konnte ich mich mit den dort gelehrten künstlerischen Inhalten nur schwer identifizieren. Ich suchte nach einem Ausweg und fand ihn in meinem inneren Drang, Rinderzüchter werden zu wollen. Das Studium der Landwirtschaft ermöglichte mir eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Stier. Als ich dann nach Jahren ohne künstlerischer Tätigkeit wieder zu bildhauern begann, merkte ich die Schwierigkeit dieses Unterfangens. Ich zeichnete, modellierte, schnitzte, vor allem wieder Stiere. Letztlich blieben aber alles nur Versuche, an die Unbekümmertheit der Herangehensweise in meiner Kindheit anzuschließen. Es gelang mir nicht, das innere Wesen des Stieres darzustellen, ohne in anatomische Genauigkeit und äußere Realität zu verfallen. Da ich das nicht erreichen konnte, wollte ich schon entmutigt aufgeben. Plötzlich änderte sich alles. Im Herbst des Jahres 2020 besuchte ich eine Ausstellung der Albertina in Wien. Ich schlenderte durch die Räume und dann traf ich – es war im letzten oder vorletzten Saal – auf Alberto Giacometti. Die Wucht des Augenblickes war so gewaltig, dass ich mich setzen musste. Mit einem Mal begriff ich den Sinn meines Schaffens. Nach all den gescheiterten Versuchen konnte ich jetzt neu an die Arbeit gehen. So sind nun zahlreiche Plastiken entstanden, wo ich bestrebt war an die innere Realität heranzukommen. Ganz habe ich es noch nicht erreicht, aber ich bin näher dran als je zuvor.